Wallis Cross 2015, 8. Etappe: Crans-Montana – Wildstrubelhütte. Die Mondlandung per Bike!

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Nach dem gestrigen lockeren Tag geht’s heute wieder deutlich mehr zur Sache. Ein langer Aufstieg in einer kargen Bergwelt wartet auf uns.

Gestern Abend reisten Patrick und Silvan zu mir nach Sierre. Sie werden die nächsten beiden Tage mit mir verbringen. Wir wollen die hochalpine Überquerung der Plaine Morte machen und dabei in der Wildstrubelhütte übernachten. Die Tour bis nach Sion durch zu fahren wäre theoretisch möglich, aber eine Spur zu happig für uns. Deshalb splitten wir sie auf in zwei Etappen. Schon vieles haben wir gelesen im Vorfeld. Spektakulär soll es sein…
So geht es an diesem Montag dem 14. September zuerst mit der Standseilbahn nach Crans-Montana rauf.

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In Crans-Montana wollen wir als nächstes die Bahn zur Cabane des Violettes benutzen. Doch oh Schreck, die Bahn hat seit heute geschlossen. Was nun? Es ist bereits nach zehn Uhr. Wir haben ein wenig Respekt vor dem Aufstieg. Schaffen wir das noch in einer vernünftigen Zeit zur Wildstrubelhütte? Nachdem wir uns bei einem Kaffee bei der Talstation wieder etwas gesammelt haben, ist sofort klar, dass uns die paar zusätzlichen Höhenmeter (ca. 700 Hm) nicht stoppen können. Wir studieren kurz die Karte und die ungefähre Aufstiegsroute steht. Also los!

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Das Wetter macht noch gut mit. Gegen den Nachmittag soll es zu tun und eventuell sogar etwas Regen geben. Das momentane Gemisch aus blauem Himmel und weissen Wolken sieht aber super aus!

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Der Aufstieg bis Ploumachit ist nicht all zu steil. Perfekt also, um warm zu werden. Dort gibt es dann einen kurzen aber sehr schönen Suonentrail der Bisse de Tsittoret entlang.

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Danach geht es sehr steil weiter. Wir befinden uns nun im Skigebiet von Crans-Montana. Die Strasse ist teils so steil, dass wir einige Teile am schieben sind. Ich etwas mehr als die anderen beiden…:-)

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Wir kamen bis jetzt sehr gut voran und spätestens bei der Cabane des Violettes wird klar, dass wir sehr gut in der Zeit sind. Da die Bahn eben geschlossen hat, ist hier logischerweise keine Menschenseele weit und breit. So erlauben wir uns, eine kurze Pause auf den Liegestühlen zu verbringen. Selbstverständlich haben wir danach alles wieder fein säuberlich aufgeräumt.

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Jetzt geht die heutige Tour so richtig los. Nach der Bergstation schlängelt sich ein spektakulär angelegter Trail der Felswand entlang. Bei entsprechender Vorsicht ganz gut fahrbar.

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Und dann wird’s einfach nur noch steil…!

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…und karger…und karger…

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Wir sind total begeistert. Noch nie waren in einer solch faszinierter Umgebung. Es scheint, als wären wir mit unseren Bikes auf dem Mond gelandet und würden die Tour dort fortsetzten.

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…immer aufwärts…

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…karg, karger, Plaine Morte…

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Bis zum Rezlipass hat es einige unfahrbare Stellen drin. Die Strasse wäre in einem guten Zustand, ist aber schlicht zu steil. Das Gute auch heute: Wir haben Zeit!
Auf dem Pass können wir zum ersten mal den Plaine Morte Gletscher erblicken.

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Es zieht hier aber heftigst und wir halten nur für ein paar Fotos an. Danach geht’s sofort wieder weiter.

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Auf der Plaine Morte Bergstation hören wir Stimmen und versuchen ins Innere des Restaurants zu gelangen. Doch dieses Unterfangen scheitert. Das Restaurant hat natürlich auch geschlossen und die Stimmen stammen von den Garaventa Mitarbeitern welche den Service an der Bahn machen.

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So geht es ohne Kaffee weiter zum höchsten Punkt des kompletten Wallis Cross 2015, dem „Pointe de Plaine Morte“ auf 2’927m.

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Das Wetter hält sich weiterhin gut. Die Temperaturen befinden sich inzwischen zwar im tiefen einstelligen Bereich, aber der Niederschlag blieb bis jetzt aus.

Jetzt geht es zum ersten Mal am heutigen Tag bergab. Und wir flippen fast aus, als wir auf die ersten Meter dieses Trails einbiegen!

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Dieser Abschnitt entschädigt bereits für den vergangenen Aufstieg. Ein fast durchgehend fahrbarer Trail, welcher zum Gletscher runterführt. So etwas haben wir noch nie gesehen.

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Diese Szenerie lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Wir sind überglücklich und dankbar, dass wir dies hier erleben dürfen. Der absolute Wahnsinn!!!
Natürlich müssen wir ständig anhalten um Fotos zu knipsen. Man ist ja schliesslich nicht alle Tage hier.

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…ohne Worte…

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Nach diesem genialen Teilstück landen wir wieder auf dem harten Boden der Bike-Realität. Denn beim letzten Abschnitt zur Wisshorelücke ist an fahren nicht zu denken.

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Dieser Aufstieg ist aber nicht mehr so lang und etwa eine gute Viertelstunde später sind wir oben auf 2’852m.

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Unsere Unterkunft, die Wildstrubelhütte, können wir von hier aus auch schon sehen.

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Zuerst ist aber noch einmal 100% Konzentration gefragt. Der erste Teil der Abfahrt zur Hütte ist leicht schneebedeckt und mit Fixseilen gesichert. Wir gehen die Sache dementsprechend ruhig an kommen ohne Probleme durch.

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Danach liegt uns die letzten Höhenmeter noch einmal ein genialer Trail zu Füssen.

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Da kommt nochmals mächtig Freude auf!

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Dann ist mit der Wildstrubelhütte das heutige Etappenziel erreicht. Es ist kurz vor vier Uhr und hätten wir die Violettesbahn benutzt, wären wir etwas zu früh hier eingetroffen. Vom Timing her lief also alles perfekt!

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Wir werden vom Hüttenmitarbeiter Michael sehr freundlich empfangen. Wir seien die einzigen Gäste heute und daher können wir uns aussuchen, wo wir schlafen wollen.

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Eine Dusche hat es keine hier. Also noch eine SAC Hütte, welche nicht wie ein Hotel daher kommt. Trotzdem ist die Zeit auch hier nicht stehen geblieben und man unterzog die Wildstrubelhütte (welche dem SAC angehört) im Jahr 2005 einer Renovation. Zudem errichtete man einen Neubau, welchen man direkt ans alte, bestehende Gebäude anbaute.

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Die Hütte ist sehr gemütlich und wir werden von Michael sehr zuvorkommend bewirtet. Das Essen ist hervorragend und wir kriegen mehr als genug. Zu guter Letzt gibt es als Bettmümpfeli noch einen Appenzellerschnaps…;-) Ja, es geht uns wirklich gut in der Wildstrubelhütte!

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Ja, es ist halt schon immer was spezielles in einer Berghütte zu übernachten. So geniessen wir den Abend und hören Michael zu, wie er interessante Dinge aus dem Hüttenalltag erzählt.
Hier wird übrigens Schweizerdeutsch gesprochen, denn die Wildstrubelhütte befindet sich im Kanton Bern. Morgen geht es dann wieder zurück ins Wallis auf eine lange Abfahrt nach Sion.

Distanz: 15 km / Fahrzeit: 3 h 41 min / 1’650 Hm

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Download file: PlaineMorte.gpx

6 Gedanken zu „Wallis Cross 2015, 8. Etappe: Crans-Montana – Wildstrubelhütte. Die Mondlandung per Bike!

  1. Sensationelle Gegend, genau wie ich es liebe. Ich mag mich erinnern, als es in den 1990-er-Jahren ein Biker in eine Oberländer Zeitung schaffte, als er in der Abfahrt zur Wildstrubelhütte von einem Helikopter aus fotografiert wurde. Damals noch eine Sensation, fast unvorstellbar.

    • Die Gegend ist wirklich sensationell schön. Wir lieben dies auch.

      Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ein Biker dort vor rund 20 Jahren eine Sensation war. Schon ein wenig verrückt, wie sich unser Sport entwickelte.

  2. oberhalb der baumgrenze ist’s doch einfach am schönsten *g*
    super eindrücke und das wetter macht sie irgendwie noch etwas surealer.
    dank fürs mitnehmen auf eurem wallis-cross, hat viel spass gemacht zu lesen und die bilder anzuschauen.

  3. Ich liebe die kargen Landschaften auch 🙂 Die Gegend um die Wildstrubelhütte ist super. Und jene nach der Hütte umso mehr. Aber beim Paine Morte hält sich die Freude etwas in Grenzen. Die Spuren vom Wintersport sind massiv zu sehen. Die ganze Steinwüste ist plattgewalzt. Trotzdem ein super Erlebnis dort oben. Der Minigletscher ist süss. Der Skilift zeigt wo früher der Gletscher war und wo man Sommerskifahren konnte. Dafür erobern jetzt die Biker die Höhen um 3000 Meter 🙂

    • Alles hat seine Vor- und Nachteile, wie Du selber schon festgestellt hast. Was einem aber schon ein bisschen zu denken geben muss, ist diese unaufhörliche Gletscherschmelze. Der Plaine Morte Gletscher ist ein Paradebeispiel hierfür.

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