Transalp 2016, 5. + 6. Etappe und der Abbruch!

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Wie war doch das Abendessen lecker gestern – und jetzt ist alles wieder weg… Hab einen großen Teil der Nacht auf der Toilette verbracht und dabei meinen kompletten Energiespeicher geleert. Da ich gestern irgendwas erwischt hatte, das mir nicht gut bekam, war ich anstatt am schlafen etwa acht mal am erbrechen… das ganze Magen-Darm Programm halt.
Dementsprechend bin ich heute morgen platt. Nur ein bisschen Fruchtsalat geht rein beim Frühstück, dabei wäre das Buffet klasse hier im Crusch Alba in S-charl. Ob die Kraft reicht für die heutige Etappe…?

Nach dem auschecken, welches überwacht wird von der Hauskatze „Prinz“, fahren wir los.

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Die ersten 100 Höhenmeter gehen noch ganz gut, doch dann ist bei mir bereits Schicht im Schacht und ich mühe mich das eigentlich wunderschöne Val S-charl hinauf.

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Ein bisschen kann ich die unglaubliche Schönheit dieses Gebiets genießen, aber die Kraftreserven sind schon fast wieder aufgebraucht.

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Bei der Alp Astras brauche ich bereits eine erste längere Pause. Dann geht es weiter auf einem unglaublich tollen flowigen Trail, welcher bis zum Costainaspass rauf führt.

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Doch auch hier kommt der Genuss zu kurz. Jedes kleine Würzelchen, jedes kleine Steinchen und einfach alles was ich sonst kaum wahrnehme und einfach drüber fahre, stört mich heute nur. Zum Glück habe ich mit Benno einen geduldigen Begleiter, der jeweils auf mich wartet.

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Auf dem Costainaspass nach nur 400 Höhenmeter Aufstieg lege ich mein Bike ins Gras und mich danach auch gleich. Ich bin fix und fertig. Unglaublich, da erwischen wir wetter technisch einen absoluten Traumtag und dann so was.

Zum ersten Mal diskutieren wir darüber, wie es weiter gehen soll. Benno meint dann, es gäbe jetzt keine Tabus mehr und von der Weiterfahrt bis zu einem Abbruch müssen wir jetzt alles ins Auge fassen. Die Entscheidung läge aber bei mir.
Da es ja bereits sein zweiter Anlauf für die Albrechtroute ist, will ich die Flinte nur schon seinetwegen bestimmt nicht jetzt schon ins Korn werfen. Ich spreche ein erstes Mal das Hotel Staila in Tschierv an und schlage vor, dort die Tour zu beenden. So kann ich am Nachmittag etwas Schlaf nachholen.

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So fahren wir alles auf Strasse via Lü nach Tschierv runter. Es ist etwa halb zwölf Mittags und nach 17 km und knapp 500 Hm beenden wir die 5. Etappe hier. Ich bin am Ende meiner Kräfte und möchte jetzt nur noch ins Bett. Ein freies Zimmer hat es noch und nachdem ich eine Bouillon mit Ei ganz gut runterbrachte (für Benno gab es leckere Capuns und Engadiner Nusstorte), checken wir ein.

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Auch hier sei der großartige Service erwähnt. Rolf, der Herr des Hauses offeriert mir, mein Bike abzuspritzen und es dann gleich selbst in die Garage zu stellen. Da sage ich natürlich nicht nein und bin trotz allem sehr begeistert über die Gastfreundlichkeit im Staila in Tschierv. Das Bike von Benno wird dann etwas später sauber gemacht. Denn während ich den Nachmittag schlafend im Bett verbringe, radelt er auf den Ofenpass rauf.

Am Abend diskutieren wir darüber, was wohl der Auslöser für die vergangene schlaflose Nacht gewesen sein könnte. Alles was ich gestern aß, machte einen frischen und qualitativ einwandfreien Eindruck. Nun, vielleicht war es einfach zuviel verschiedenes, da wir gestern doch einige Male eine Pause mit etwas essbarem schmückten. Andererseits habe ich schon mehrere Rucksacktouren gemacht und immer das gegessen, wonach ich Lust hatte – und es gab nie Probleme.

Oder war es am Ende doch das Wasser aus dem Brunnen bei der Heidelbergerhütte? Dort stand „frisches Quellwasser – kein Trinkwasser“. Da wir auch schon aus einem Bach unsere Bidons füllten, machten wir uns nicht groß Gedanken darüber. In den Bächen fließt ja schließlich auch sowas wie „frisches Quellwasser“. Zudem füllte nicht nur ich meine Trinkflaschen mit dem Wasser aus diesem Brunnen, sondern auch Benno seine auf. Und er ist ja immer noch voll bei Kräften.

Nun gut, wir können nur spekulieren und werden es nie erfahren. Nachdem ich eine kleine Pizza Hawaii bestellte und die Hälfte davon Benno essen musste, fallen wir beide müde ins Bett.
Beim Frühstück habe ich tatsächlich etwas mehr Appetit als noch gestern Abend. Ich bin motiviert und so entscheiden wir, es heute mit der nächsten Etappe zu versuchen. Mit dem Val Mora wartet eines der Highlights der kompletten Transalp auf uns.

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Das Stück bis oberhalb Fuldera ist perfekt zum einfahren und als der Aufstieg beginnt, fühle ich mich weiterhin gut.

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Doch diesmal reichen die Kraftreserven einfach nur ein paar Höhenmeter weiter als gestern und danach bin ich wieder am leiden.

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Über die Schönheit dieser Gegend brauche ich wohl kaum was zu schreiben. Für mich was vom herrlichsten, das es gibt.

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Doch genießen kann ich es erneut nicht und kämpfe mich je länger je mehr die Strasse rauf.

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Oben beim Döss Rodand angekommen bin ich wie gestern auf dem Costainaspass fix und alle. Was machen wir jetzt? Wir diskutieren diverse Möglichkeiten der Fortsetzung. Morgen über den Gaviapass scheint mir nicht realistisch zu sein. Und die Route so zu verändern, damit wir so flach wie möglich an den Gardasee kommen, wollen wir beide nicht. Ich sage Benno, dass es für mich wohl am besten wäre, wenn ich mich ein paar Tage komplett erholen könnte. Da wir jetzt noch in der Schweiz sind, wäre die Rückreise auch noch etwas einfacher. Die Entscheidung liegt erneut bei mir und so teile ich Benno schweren Herzens mit, dass wir die Transalp hier und jetzt abbrechen und die Heimreise antreten werden. Es hat so leider keinen Sinn mehr.

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Ich bin maßlos enttäuscht von der Situation und habe im Vorfeld nie mit sowas gerechnet. Da sind wir beide so gut drauf und topfit, haben uns dermaßen auf dieses Abenteuer gefreut, das Wetter ist gut, die Trails klasse und dann sowas. Das ist wirklich ein harter Schlag! Mir tut es vor allem unendlich leid für Benno, da er auch im zweiten Versuch die Transalp auf der Albrechtroute nicht zu Ende fahren kann. Eine Weiterreise alleine diskutierten wir auch kurz, aber für ihn kam dies (auch aus sicherheitstechnischen Gründen) nicht in Frage. Auch das ist wohl sinnvoller.

So können wir in Santa Maria noch die Veloreservation für den Bus nach Zernez tätigen und sind am Abend wieder in der Zentralschweiz. Benno lädt mich dann gleich noch zum essen ein und ich darf bei ihm sogar noch übernachten. Das sind wahre Freunde!!!

Nun gut, inzwischen sind ein paar Wochen vergangen und die Enttäuschung über den Abbruch ist gegenüber der Freude über die ersten vier Tage größtenteils gewichen. Denn diese waren wirklich geil! Da hat alles gepasst. Das Wetter, die Unterkünfte, unsere Form, die Begegnungen, die Landschaften und ein paar tolle Trails waren auch dabei. Es war einfach perfekt!

So möchte ich nochmals ein riesen großes Dankeschön an Benno aussprechen. Du hast mich die letzten beiden Tage unserer Transalp super unterstützt und stets Rücksicht auf mich genommen. Vielen Dank auch für das Abendessen bei Dir zu Hause und die anschließende Übernachtung. Irgendwann werden wir diese Route vollenden und mit den Bikeklamotten in den Gardasee springen. Dann hoffentlich ohne Nachtübung unterwegs…

9 Gedanken zu „Transalp 2016, 5. + 6. Etappe und der Abbruch!

  1. Schade, schade, schade, hätte gerne Deine hübsche Transalp weiter verfolgt. Aber alles kann man halt nicht beeinflussen oder voraussehen. Hoffe Ihr könnt wirklich die Tour mal beenden.
    Apropos Trinkwasser: Bei Bächen und Quellbrunnen schaue ich immer, wo das Wasser herkommt. Wenn oberhalb noch Alpweiden sind (und das dürfte in den Ostalpen sehr oft der Fall sein) und irgendwo Tiere sind, Finger weg! Ich nehme nur Wasser, wenn es direkt aus einem Gletscher oder Schneefeld oder einer Quelle aus dem Berg kommt. Kann gut sein, dass so eine gemeine Kolibakterie in Dein Bidon gehüpft ist und in Bennos keine.

    • Hey Pesche, ja das nächste Mal werde ich da etwas vorsichtiger sein mit der Wahl des Wassers. Aber eben, ist nur eine Möglichkeit, was es gewesen sein könnte. Was der Auslöser war, werden wir nie erfahren…

  2. Der Abbruch der Transalp tut mir für euch echt leid. Trotzdem ein spannender Blog bis hierher, mit „amächeligen“ Fotos. Ich bin überzeugt, dass ihr nächstes Jahr in den Gardasee hüpfen werdet. Beste Grüsse Heinz

  3. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben….Die Tour werdet ihr sicher nochmal aufnehmen…
    Apropos Trinkwasser: Seitdem ich mir mal was aufgelesen hatte, nehme ich die Micropur-Tabletten mit. Wiegen nicht viel aber so kann ich aus aus zweifelhaften Quellen tanken…;-)

    • An so was in der Art dachte ich auch schon, doch eigentlich ging es bis jetzt stets ohne Tabletten… Aber wäre sicher mal eine Überlegung wert. Und ja, die Tour werden wir sicher mal wieder unter die Räder nehmen und dann auch komplett abschliessen!

  4. Schade. Da kann ich mit dir richtig mitfühlen. Einen Abbruch bei so einem Abenteuer ist eine harte Strafe. Aber man kann einfach nicht alles planen. Und wenn es soweit ist, soll man auch vernünftige Entscheide treffen.
    Ich hoffe, dass ihr die Transalp nachholen könnt, ob in dieser Form oder mit einer anderen Route.
    Geile Berichte Chregu ! Weiter so ! Good ride

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