Lago di Lugano Umrundung, 6. Etappe: Porlezza – Lugano

Hab nicht sonderlich gut geschlafen letzte Nacht. An was es lag, kann ich selber nicht genau so sagen. Auch das Frühstück im Hotel Risorgimento mag mich nicht besonders zu begeistern. Alles ein bisschen minimalistisch und die mit Marmelade gefüllten Brioches gibt’s aus der Verpackung, so wie man sie im Supermarkt kaufen kann… Da war das Frühstück in all den bisherigen Unterkünften deutlich besser.

Das Personal aber ist sehr freundlich und ich kann nach dem auschecken in Ruhe noch kurz was einkaufen, während ich Bike und Rucksack noch im Hotel stehen lassen darf. Danach geht’s los!

Gleich beim Hotel beginnt der lange Aufstieg zum Passo San Lucio. Schon einige Male war ich dort oben, doch bin ich noch nie von der italienischen Seite raufgefahren.

Die Steigung ist angenehm und trotz Schlafmanko komme ich sehr gut den Berg hoch. Ich fahre durch Ortschaften wie Vesetto und Molzano.

Danach nimmt die Zivilisation ab. Bald schon kann ich den Übergang in die Schweiz erkennen.

Nach dem Dörfchen Dasio wird die Strasse sehr steil und ruppig. Ich kann das Ding gerade so noch fahren. Grenzwertig hier, aber es geht.

Als ich den Wald verlasse, nimmt die Steigung etwas ab. Weit ist es nicht mehr.

Die letzten paar Höhenmeter vor Augen – und ich bin nun doch froh, dass es nicht mehr allzu weit ist. Der Hunger macht sich bemerkbar. Wäre cool, gäbe es was zu essen oben.

Auf dem Passo San Lucio fühlt sich das für mich schon fast wie heimkommen an. Ich war schon oft hier oben, aber das letzte Mal ist auch schon viereinhalb Jahre her. Höchste Zeit also für ein Wiedersehen.

Die schmucke Kirche steht natürlich immer noch da. Auch die beiden Hütten, eine auf italienischem und eine auf schweizer Boden, sind immer noch in Betrieb. Es scheint, als hätten beide geöffnet. Da ich auf einheimischen Boden schon gegessen und sogar schon übernachtet habe, möchte ich heute zum ersten Mal beim Italiener vorbei schauen. Ich werde nicht enttäuscht und kriege sehr leckere Polenta mit Würstel serviert. Genau das Richtige für mich jetzt!

Nach dem feinen Essen riskiere ich einen ersten Blick auf den bekannten Val Colla Höhentrail. Gleich neben der Hütte hat’s ein kleines Schneefeld. Ob das heute noch Probleme geben wird…? Kurz vor der Mittagspause traf ich einen Biker an, der meinte, es seien noch eine handvoll Felder vorhanden, welche man aber problemlos queren kann.

Nun gut, das sollte zu machen sein. Ich bin optimistisch und fahre los.

Der Trail leistet vom ersten Meter an. Es ist einfach jedes Mal ein Erlebnis der besonderen Art, diesen Höhenweg zu fahren. Diese Route ist übrigens schon seit längerem von SchweizMobil als Bikeroute Nr. 66 Lugano Bike durchgehend mit Wegweisern markiert.

Vereinzelt gibt es kurze verblockte Passagen, meistens bei den Bachübergängen. Das meiste ist aber sehr flowig.

Und eine handvoll Schneefelder hat’s dann doch noch. Eines ist ein bisschen gar mühsam aber alles in allem lassen sie sich ganz gut zu queren. Ist halt doch erst Ende April…

Wie ein paar Zeilen weiter oben schon erwähnt ist das meiste des Trails sehr flowig. Kraft braucht dieser Pfad dennoch, fährt man doch ständig auf und ab.

Nach der Alpe Piandanazzo geht’s sogar ein ordentliches Stück bergauf. Mit ein Grund, weshalb ich den Val Colla Trail lieber in der entgegen gesetzten Richtung fahre. Für diese Tour kam jetzt aber nur diese Variante in Frage. Aber natürlich ist er auch in diese Richtung lohnenswert und sehr schön!

Kaum wird’s flacher mutiert der Pfad zum ultimativen Flowtrail. Nur zwei Schneefelder machen kurzfristig einen auf Spielverderber. Aber dieser Abschnitt ist wirklich sehr sehr schön!

Bei der schmucken Alpe Piertrarossa ist dieser lange Trail zu Ende. Hier beginnt die Schotterstrasse zur Capanna Monte Bar. Auf meinen bisherigen Touren im Val Colla stets die Fortsetzung des Trails. Jetzt entscheide ich mich aber mal was neues auszuprobieren. Zudem möchte ich in Lugano den direkten Zug nach Luzern erwischen. Der fährt nämlich nur alle zwei Stunden. Deshalb kommt mir der Trail, welcher hier links abzweigt, gerade recht!

Der Weg ist sogar als Bikeroute ausgeschildert. Einfach der Route Nr. 358 Monte Bar Bike folgen und dann passt es!

Der Trail macht vom ersten Meter an einfach nur Spass!!

Das nenn ich jetzt aber wirklich mal einen herrlich flowigen Trail. Minimale Absätze bei moderatem Gefälle. Man kann es wunderbar laufen lassen!

Dann und wann wird es ein bisschen ausgesetzt. Da gilt die Devise ‚Augen auf den Trail‘.

Die Uhrzeit verrät mir, dass es etwas knapp werden könnte mit meinem geplanten Zug. So wähle ich am Ende dieses tollen Trails die Strasse nach Corticiasca runter.

Von dort dann ebenfalls im Highspeedtempo nach Lugano runter alles der Strasse entlang. Klar, es gäbe da noch viele Trails. Doch es passt so für mich. Das Val Colla war ein würdiger Abschluss und auch die vorherigen Tage waren genial! Da kann ich mit ein bisschen Teer zum Endspurt ganz gut leben.

So erreiche ich den Bahnhof Lugano gerade noch so, um meinen Zug zu erwischen.

Während ich mit der Bahn nach Hause fahre, lasse ich die letzten sechs Tage Revue passieren. Das Wichtigste vorweg: Ich kam ohne Sturz, Platten, Defekt oder sonstigen Zwischenfall durch. Auch konnte ich die Seeumrundung so fahren, wie ich es mehr oder weniger geplant habe. Nur auf der zweiten Etappe musste ich aus Zeitgünden einen Aufstieg weglassen. Das ist aber im nachhinein nur noch eine Randnotiz.

Erneut habe ich während einer mehrtägigen Biketour viel neues gesehen, entdeckt und erlebt. Was will man mehr, wenn man auf diese Art und Weise seinem Hobby nach gehen kann?
Für mich ist diese Form des Reisens weiterhin eine der Besten. Jeder Tag ist komplett anders. Man ist jeden Abend an einem neuen Ort und somit sind auch die Vergleiche der Unterkünfte stets spannend. Bereits am dritten Tag ist die erste Etappe gedanklich schon weit weg, da es seither unzählige Bilder und Eindrücke zu verarbeiten gibt.

Mit diesem Beitrag enden die Berichte der Lago di Lugano Umrundung. Aber keine Angst, der nächste Cross kommt bestimmt!

Distanz: 43 km / Fahrzeit: 5 h 4 min / Höhenmeter: 1’600 Hm

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