Meine Erfahrungen über mehrtägige Biketouren

Hier kommt der zweite und auch schon letzte Teil der Mini-Serie, in welcher es um Tips und Tricks für Bikeferien geht. Dieser Bericht handelt von meinen persönlichen Erfahrungen auf mehrtägigen Biketouren.

Schon viele Male war ich auf einer mehrtägigen Biketour. Angefangen hat alles 2010 mit einer Weekendtour im Val Colla (Titelbild oben) mit einer Übernachtung. Es war damals das erste Mal, dass ich mit dem Tourenrucksack unterwegs war. Ich roch Lunte und es folgten unzählige weitere Erlebnisse mit dem Bike über mehrere Tage. Ich müsste es genauer nachzählen, doch inzwischen habe ich circa 80 Tag mit dem Tourenrucksack auf dem Bike verbracht. So habe ich einiges an Erfahrungen gesammelt und möchte Euch diese mit dem folgenden Blogbericht nun weitergeben.

Bevor es zur Detailplanung einer Tour geht, stellen sich mir zuerst immer ein paar wichtige Fragen. Der erste zu klärende Punkt ist jeweils der, ob ich alleine auf eine Tour gehe oder noch jemand mitkommt. Danach sollte folgendes abgeklärt werden.

Ich gehe mit einem oder mehreren Freunden auf eine Tour:

  • Wie viele Personen kommen mit?
  • Wie gut kenne ich diese Person/en und habe ich schon Touren mit ihr/ihm/ihnen gemacht?
  • Haben die anderen Teilnehmer schon Erfahrungen mit mehrtägigen Touren (= schwererer Rucksack als bei einer Tagestour, Belastung über mehrere Tage)
  • Wie ist das Niveau innerhalb der Gruppe betreff Ausdauer und Fahrtechnik?
  • Was kann man der ganzen Gruppe zumuten, damit alle mehr oder weniger auf ihre Kosten kommen? (Km / Hm / Schwierigkeitsgrad der Trails, etc.)
  • Wie viele Tage soll die Tour dauern resp., wie viele Tage haben wir Zeit?
  • Wohin soll’s gehen? Haben wir bei Zwischenfällen unterwegs wie einem Unfall, Wetterumbruch, etc. Ausweichmöglichkeiten?

Ich gehe alleine auf eine Tour:

  • Wie viele Tage habe ich Zeit?
  • Wohin soll es gehen?

Wie ihr seht, stellen sich natürlich viel mehr Fragen, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist. Da ich wie oben schon erwähnt einiges an Erfahrung habe, weiss ich ja, wie es sich anfühlt, den schwereren Tourenrucksack am Rücken zu haben. Auch weiss ich über mein fahrtechnisches Können und die Ausdauer Bescheid. Wenn ich alleine losfahren möchte, geht es im Endeffekt nur noch darum, eine entsprechende Route über die zur Verfügung stehenden Tage zu definieren und dann kann es schon losgehen.

Bei einer Gruppe (wenn auch nur zu zweit), muss eine Tour vorher sicher mal besprochen werden. Aber auch da gibt es Ausnahmen. Wenn ich beispielsweise einen Cross mit Silvan und Benno plane, muss ich so gut wie keine Rückfragen stellen, denn ich weiß ja, was die Jungs drauf haben. Ich kann ihnen einfach meine Idee online zustellen und das war’s dann schon meistens. Da darf es auch mal ein Experiment sein und Tragepassagen sind nicht unbedingt ein Problem :-).
Geht man aber mit jemandem das erste Mal auf eine Tour ist ein Treffen vorher, oder zumindest ein ausreichender Informationsaustausch, sehr sinnvoll.

Start zur 3. Etappe unserer Transalp 2017 in St. Anton am Arlberg

Sind die obigen Fragen geklärt, geht’s an die detaillierte Planung der Tour.


Strecke, Kilometer, Höhenmeter:

Die erste Tour mit Benno zusammen war im September 2015. Da machten wir den Wallis-Cross. Benno fragte mich im Frühling desselben Jahres an, ob ich für Sommer/Herbst eine Tour plane und eventuell noch auf der Suche nach einem Mitfahrer sei. Ich würde gerne eine Tour im Wallis machen, war meine Antwort. Ein paar gemeinsame Tagestouren und Gespräche über die Tourgestaltung später, präsentierte ich ihm meinen Vorschlag. Da wir uns durchschnittlich im Bereich von 35 km und 1’300 Hm pro Tag bewegen würden, meinte er, dass wir vielleicht nicht ganz ausgelastet sein würden, er sich aber sehr auf die Tour freue.

Im Nanztal mit Benno auf dem Wallis-Cross 2015

Nun, das Programm sah eine sehr traillastige Tour vor und im Nachgang kann klar gesagt werden, dass die Tage ganz gut ausgelastet waren. Worauf ich hinaus will: Eine Tour mit vielen Trails ist einiges zeitintensiver, als wenn man das meiste auf Strassen fährt. Da plane ich gerne ein paar Kilo- und Höhenmeter weniger, dafür haben wir genügend Zeit, um die Trails und die umliegende Bergwelt zu genießen. Auch haben wir so etwas Marge bei einem allfälligen Zwischenfall.
Natürlich muss gerade beim Punkt ‚Trails‘ im Vorfeld geklärt werden, was betreff Schwierigkeitsgrad, Länge und eventuellen Tragepassagen drinliegt. Denkt dran, bergab fahren auf Trails kann auch sehr anstrengend sein und geht manchmal länger, als erwartet.

 

Wohin soll’s gehen?:

Es gibt im Internet viele gute und informative Portale, auf welchen die klassischen Transalptouren oder andere bekannte Crosse beschrieben sind. Ich stelle mir aber ganz gerne meinen eigenen Trip zusammen, den man in der jeweiligen Form nirgends so im Netz findet. So beispielsweise die Lago di Lugano Umrundung diesen Frühling, den Rhein-Walenseecross letztes Jahr oder den BikeGrenzTrip von 2014. Dabei kann ich stundenlang im Netz googlen und recherchieren, bis ich die perfekte Route habe.

Abfahrt von der Rossweidhöchi ins Wägital auf dem Rhein-Walenseecross 2017

Natürlich gibt es auch da Ausnahmen. Noch in bester Erinnerung ist die Transalp von letztem Jahr, welche wir auf der traditionellen Albrechtroute fuhren. Trotz Klassik-Overkill war das natürlich auch ein unglaublich tolles Erlebnis, welches ich unter keinen Umständen missen möchte.

 

Unterkünfte – vorgängig alles buchen oder einfach drauflos?:

Da ich mit meinen Freunden bisher immer ausserhalb der Schulferien unterwegs war, buchten wir im Vorfeld so gut wie nie eine Unterkunft. In der Zwischensaison findet man meistens irgendwo ein Zimmer. Grundsätzlich reise ich auf mehrtägigen Touren sowieso am liebsten nach dem Prinzip, dass es dann schon irgendwo Platz haben wird für uns. So sind wir flexibel und können das Tagesprogramm individuell anpassen, falls irgendwas dazwischen kommt. Natürlich haben wir im Vorfeld immer einen Plan (vorgängig definierter Start- und Zielort der Tagesetappe), an welchen wir uns zu halten versuchen.

Hotel Freieck in Chur während des Rhein-Walenseecross 2017

Willkommensgruss in der Villa San Fedele auf der diesjährigen Lago di Lugano Umrundung

Immer mal wieder nutze ich dabei die „Booking.com“ App, um am Nachmittag das Zimmer für den Abend zu buchen. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich in eine Ortschaft reingefahren bin und bei einem Hotel spontan nach einem Zimmer fragte. Bei dieser Vorgehensweise ist es wie oben schon erwähnt stets ein Vorteil, wenn man in der Zwischensaison unterwegs ist.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel: Bei einer Hütte, beispielsweise der Wildstrubelhütte oder der Bodenalpe, ist es sicher ratsam, spätestens am Vorabend anzurufen. Dies taten wir bei beiden Unterkünften, um sicher zu gehen, dass wir ein Zimmer haben. Denn unter Umständen kommt die nächste Bleibe erst eine bis mehrere Stunden später…

Wildstrubelhütte während des Wallis-Cross 2015

Übernachtungen auf Hütten/Rifugios sind eh immer speziell. Gerade der Aufenthalt auf der Wildstrubelhütte (Bild oben) ist noch bestens in Erinnerung. Auch das Rifguio San Jorio oder das Rifugio San Lucio waren toll! Ich mag es aber auch, mitten in einer schönen Ortschaft oder an einem See zu nächtigen. Zu entdecken gibt es sowieso überall irgendwas, auch nach der Biketour.

Riva San Vitale – malerischer Übernachtungsort auf der Lago di Lugano Umrundung 2018

 

Ausrüstung:

Etwas vom Wichtigsten auf einem Cross ist eine gute Jacke. Da fahre ich seit vier Jahren mit der Alp-X 2.0 GTX Regenjacke von Gore Wear. Die ist aufgrund der Gore-Tex Membranen absolut wasser- und winddicht. Auch wenn es mal nicht regnet, aber trotzdem kühl ist, ziehe ich diese Jacke sehr gerne an. Natürlich fehlt auch eine kleine Windjacke nicht im Rucksack.
Ein zuverlässiger Begleiter auf jeder Tour ist meine Sturmmaske, die meinen Kopf bei kühleren Temperaturen stets warm hält. Wie das nächste Bild zeigt, sind wasserdichte Schuhüberzüge und eine Regenhose ebenfalls unabdingbar für mich.

Frische Temperaturen während der Abfahrt vom Tremalzo während der Transalp 2017

Ich trage auf jeder Tour einen kompletten Satz Kleider für den Abend mit im Rucksack. Je nach Länge der Tour ein bis zwei Paar Unterwäsche. Es gibt immer mal wieder Unterkünfte, die einen Wäscheservice anbieten. Da schlafe ich dann jeweils in den Badehosen, damit die Unterhosen über Nacht trocknen können…:-) Animiert einem jetzt vielleicht etwas zum Schmunzeln, funktioniert so aber bestens!

Als Rucksack benutze ich seit einigen Jahren den Transalpine 30 Liter Rucksack von Deuter. Er ist sehr bequem zu tragen und bietet mir genau den Platz, den ich benötige. Er hat am Boden ein separates Fach, in das perfekt die Schuhe für den Abend reinpassen. Ebenfalls sehr praktisch finde ich die beiden offenen Seitentaschen. Viele stecken dort einen Ersatzbidon rein, ich meine Adiletten. Die sind bei mir immer dabei, da ich mit Barfuss laufen wenig anfangen kann. So nehmen sie mir nicht Platz im Rucksack weg.
Ein weiterer Vorteil dieses Rucksacks ist, dass ich mein Bike bei einer Tragepassage sehr gut drauf auflegen und dann freihändig den Berg rauf laufen kann.

Nachfolgend findet Ihr meine persönliche Packliste für den Tourenrucksack. Der Kern der Liste ist seit Jahren der gleiche. Ich finde aber immer mal wieder einen Punkt, den ich anpassen kann.

Packliste: Download als pdf-Datei

 

Der gesellschaftliche Aspekt:

Dieser Punkt ist mir extrem wichtig, wenn ich mit Freunden unterwegs bin! Schliesslich geht es nicht nur um die sportliche Herausforderung, sondern auch um das gemeinsame Erlebnis. Da macht es uns jeweils gar nichts aus, wenn eine Etappe bereits um vier Uhr nachmittags beendet ist. Es gibt nichts Schöneres, als sich in die nächstgelegene Bar oder Gartenwirtschaft zu setzen, ein Bier oder einen Mojito zu bestellen und den soeben zu Ende gegangenen, geilen Biketag Revue passieren zu lassen…

Verdientes Bier nach der 4. Transalpetappe 2017

Ebenso schön ist es, nach dem Abendessen noch irgendwo einen Schlummerbecher zu nehmen und den ganzen Cross auch auf diese Art und Weise einfach zu genießen. Denn schließlich sind das jedesmal unsere Ferien. Da geht’s nicht nur um Kilo- und Höhenmeter.

Bin ich alleine unterwegs, müssen die Etappen auch nicht bis sechs Uhr abends dauern. Ich kann gut und gerne auch um vier Uhr den Tag beenden, ein bisschen relaxen im Hotelzimmer, einen gemütlichen Dorfrundgang machen, etc.

Schlussendlich finde ich, dass eine mehrtägige Biketour eine wunderbare Art der Reiserei ist. Man kommt viel herum, bewegt sich in der Natur, macht etwas für die Fitness, jeder einzelne Tag hat sein eigenes Gesicht und man ist jeden Abend an einem neuen Ort. Die vielen Eindrücke sind manchmal kaum zu fassen.
Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf meinen nächsten Cross und die dazu gehörenden Erlebnisse!

Lago di Maggiore Umrundung 2016

Nun gut, wir sind am Ende des Berichts angelangt. Vielleicht helfen Euch meine Erfahrungen bei der Planung für zukünftige mehrtägige Touren. Zu diskutieren gäbe es bestimmt noch einiges. Deshalb getraut euch ruhig zu fragen, wenn ihr noch was wissen möchtet. Auch dürft Ihr natürlich gerne hier Eure eigenen Erfahrungen teilen. Es gibt immer was zu optimieren.

In diesem Sinne weiterhin eine tolle, unfallfreie Bikesaison und viel Spass beim Planen des nächsten Bikecross!

Euer Chregu

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