Swiss Epic 2019 – eine der besten Wochen aller Zeiten! Teil 2

Auf nach Davos – jetzt oder nie. Wie schon am Ende von Teil 1 erwähnt, sind wir beide nervös, aber auch voller Vorfreude! Endlich ist es soweit, wir gehen tatsächlich ans SwissEpic!!!
Dieser zweite Teil erzählt die Geschichte über die Anreise, den Tag vor dem Rennen und die ersten beiden Etappen.

Da wir bereits um neun Uhr von zu Hause los gehen sind wir früh in Davos. Und zwar so früh, dass wir das wir das allererste Team sind, welches sich für das Rennen registriert. Egal was diese Woche noch passieren wird, diesen Sieg kann uns keiner mehr nehmen. Hinter uns steht so gut wie niemand an, alles läuft sehr entspannt und gemächlich. Das wird sie dann wohl sein, die bekannte Ruhe vor dem Sturm.
Wir kriegen unsere Startnummern, sämtliche Unterlagen und Infos, die Tasche, in der unser Gepäck an die Etappenorte transportiert wird und ich kann mich für die Massage eintragen. Benno hat es leider versäumt, das Massagepackage zu buchen. Würde er bei einer erneuten Teilnahme wohl auch berücksichtigen. Ich kann mir aber die Zeiten noch frei auswählen, da wir ja die Ersten sind.
Das Foto mit der entsprechenden Startnummer darf natürlich nicht fehlen.

Das Startgelände ist noch einsam und verlassen, da wird morgen deutlich mehr los sein.

Nachdem fürs Erste alles gerichtet ist, gibt’s mit Älpler Magronen etwas deftiges zum Mittagessen. Nach einer gemütlichen Wellness-Session im HardRock Hotel (erneut unsere Unterkunft, erneut Top!) steht am Abend im Restaurant Hänggis ein leckeres Cordon-Bleu auf dem Tisch. Es heisst ja schliesslich immer, man soll beim Wettkampf nichts neues ausprobieren. So halten wir uns im Bereich der Ernährung zu 100% an diese Regel. Aufgeregt geht’s schliesslich ins Bett…

Am nächsten Morgen regnet es. Im Verlaufe des Nachmittags solls trocken werden, doch die ersten Stunden prophezeien matschig-schlammig-nasse Verhältnisse. Na gut, es sind für alle die gleichen Voraussetzungen. Ab an den Start!

Aufgrund der äusserlichen Bedingungen wurde die Strecke etwas gekürzt und ein paar heikle Stellen ausgelassen. Unter anderem wurde auch der EpicTrail vom Rinerhorn nach Monstein gestrichen. Der Kontrollschluss bleibt aber bei 11 Stunden. Irgendwie sind wir darüber gar nicht mal so unglücklich.

Auf jeden Fall gibt’s jetzt kein Zurück mehr. Um 7:40 Uhr eröffnen die Profis das SwissEpic 2019 und legen gleich los wie die Feuerwehr. Hoffentlich geht’s bei uns im letzten aller Startblöcke etwas gesitteter zu und her, so unsere Gedanken.

Eine halbe Stunde später sind dann endlich auch wir an der Reihe. Mir ist fast ein bisschen schlecht vor Nervosität und bin daher froh, dass um 08:05 Uhr endlich der Startschuss ertönt. 86 km und 2’600 Hm warten auf uns. Trotz Verkürzung ein immer noch stattliches Programm.
Und ja, unser „Startblock F“ legt ein schönes Tempo vor, doch für uns in einem angenehmen Rahmen. Nun denn, auf nach St. Moritz!

Benno rechts mit der roten Jacke und gelber Hose, ich links hinter ihm

Wir finden relativ gut unseren Platz im Feld und lassen im ersten Aufstieg zur Zürcher Höhenklinik sogar schon ein paar Teams hinter uns. Das gibt Selbstvertrauen und fühlt sich gut an!

Die Route ist sehr abwechslungsreich und ein flowiger Trail folgt dem nächsten. Rund zwei Stunden nach dem Start überqueren wir das Wiesner Viadukt. Einige der bekannten Zügentrails dürfen wir befahren. Trotz Kürzung ist die Strecke toll gewählt.

Wir kommen gut voran und können unsere Kräfte effektiv einteilen. Der Verpflegungsposten in Fillisur wird ausgiebig genutzt. Dies ist notwendig, steht jetzt doch der lange und schwierige Aufstieg zum Albulapass auf dem Programm. Der schlauchte uns während der Trainingstour. Deshalb sind wir beide froh, wissen wir, was jetzt auf uns zu kommt. Die asphaltierte Paßstraße wird nur im oberen Bereich befahren.
Der erste Teil nach Bergün hoch führt auf einem steilen und leicht ruppigen Trail. Nach der Ortsdurchfahrt gilt es eine letzte fiese Rampe zu überwinden und dann können wir auf die Strasse abbiegen, was uns nicht unbedingt stört.
Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Bisher sind wir aber ganz gut mit den Bedingungen zurecht gekommen.

In Preda, circa 550 Höhenmeter vor der Paßhöhe, ist der nächste Verpflegungsposten.
Diverse isotonische Getränke, Bouillon, Riegel, Früchte, Linzertörtli, eine sehr leckere Rauchwurst, Brot, Trockenfrüchte – es fehlt uns an nichts! Auch hier schlagen wir wieder zu.

Kurz vor dem Albulapass werden wir für ein kurzes Stück auf einen Trail geführt und dann sind wir oben. Beim Verpflegungsstand hier ist vor allem die Bouillon sehr begehrt denn es ist ordentlich kühl.

Der nun folgende Albulatrail ins Engadin runter ist zweifelsohne eines der Highlights der heutigen Etappe!

Der obere Teil strotz nur so von Flow. Hier waren wir bei der Trainingstour schon so erschöpft, dass wir diesen Sahnetrail kaum geniessen konnten. Heute ist unser Zustand deutlich besser.
Auch zeitlich passt es. Wir sind bis jetzt gut sechs Stunden unterwegs und wissen, dass wir den Kontrollschluss schaffen werden – wenn es nicht gerade mit dem Teufel zu und her gehen wird.

Und so viel sei verraten – das wird es nicht. Der untere Teil des Trails ist ein bisschen technischer, aber auch das packen wir. Bei der Strassenkreuzung in La Punt wird brav der motorisierte Verkehr für uns gestoppt und wir radeln auf dem Innuferweg Richtung Ziel.

Im Stazerwald können wir auf dem aller letzten Trail des Tages noch ein letztes Team überholen und fahren kurz danach in St. Moritz jubelnd zusammen über die Ziellinie!!!

Wir können es kaum fassen, dass wir bereits um viertel nach Vier die Etappe beendet haben. Am Ende resultieren 8 h 13 min bei 86 km und 2’600 hm. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Leistung und blicken auf eine erfolgreiche 1. Etappe zurück!
Mit der Spitze vergleichen wir uns nicht, das wäre völlig sinnlos. Trotzdem sei erwähnt, dass das führende Männerteam nach 3 h 52 min ins Ziel kam. Zur gleichen Zeit waren wir noch mit dem fiesen Aufstieg nach Bergün beschäftigt. Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar!

Nun geniessen wir die tolle Atmosphäre im Zielgelände und füllen unsere Speicher wieder auf. Pasta, Kaffee, Getränke – soviel man will. Zudem wurden uns unmittelbar nach der Zieleinfahrt die Bikes abgenommen. Während wir am relaxen sind, werden diese von den unzähligen Helfern gewaschen und in die Garage verstaut. Ein ganz toller Service!

Etwas später checken wir im Hotel Laudinella in St. Moritz ein. Dies ist für die nächsten zwei Nächte unsere Unterkunft. Wir müssen an der Rezeption nur unsere Startnummer erwähnen und kriegen unseren Zimmerschlüssel. Das Gepäck sei bereits vor der Türe – wir fühlen uns wie Profis!
Anschliessend muss der Balkon als Kleiderständer hinhalten. Wurde etwas schmutzig heute :-).

Nach der wohltuenden Dusche geht’s für mich ab in die Massage. Auch hier ist alles bestens organisiert und ich werde eine halbe Stunde lang von Eliane durchgeknetet.

Zum Abendessen gibt’s drei verschiedene Buffets. Eines mit mehreren Salaten, eines mit Pasta, Reis, Kartoffeln, Fleisch, etc und – wie unten auf dem Bild ersichtlich – eines mit süssen Leckereien. Das Essen ist sehr gut und es gibt genug für alle. Man kann so oft holen wie man will. Ein ganz wichtiger Punkt bei einem Ausdauersportevent!

Müde sind wir anschliessen beide, doch ich habe etwas Mühe mit einschlafen. Die Eindrücke des heutigen Tages schleichen sich noch in meinen Gedanken rum… Irgendwann schlaf ich dann ein, morgen geht es weiter mit Etappe Nr. 2.

 

Der Start heute ist eine halbe Stunde später als gestern, trotzdem herrscht schon früh reger Betrieb. Ein Rundkurs mit Start und Ziel in St. Moritz wartet auf uns. 63 km und 2’100 Hm gilt es dabei zu bezwingen. Auf dem nächsten Foto sind die Profis, welche wieder eine halbe Stunde früher als wir losfahren.

Wir reihen uns wie gestern schon im Startblock F ein. Judith und Kurt, welche gestern noch mit uns starteten, stehen heute im E bereit. Sie nahmen uns gestern rund eine Stunde ab. Ein kurzer Schwatz noch und die beiden düsen los. Fünf Minuten später ertönt auch für uns der Startschuss. Auf geht’s zur 2. Etappe des SwissEpic 2019!

Wir beide am linken Bildrand mit den gelben Hosen

Aufgrund der gestrigen Niederschläge werden die Trails wohl immer noch etwas schlammig sein. Aber Regen von oben sollte es keinen geben.

Ohne dass wir das heute Morgen besprachen oder planten, gehen wir etwas offensiver ans Werk. Wir haben gestern Selbstvertrauen getankt und dieses spielen wir nun aus. Bei fast jedem Aufstieg überholen wir eines oder mehrere Teams. Es läuft während der Anfangsphase, hoffentlich geht die Rechnung auf bis ins Ziel.

Die Route führt zuerst zur Alp da Staz rauf und dann auf diversen Trails nach Pontresina runter. Weiter dann Richtung Bernina bis zur Montebellokurve, wo der erste Verpflegungsstand bereit steht. Dort treffen wir völlig überraschend Judith und Kurt an. Die beiden müssten jetzt doch schon viel weiter sein. Doch Kurt geht es nicht gut, er hat schlecht geschlafen und ist schon nahe am Ende seiner Kräfte. Die beiden entschliessen sich weiter zu fahren, doch wissen sie noch nicht, ob und wie das ausgehen wird.

Nachdem wir uns verpflegten surfen wir auf dem tollen Montebellotrail zurück nach Pontresina. Von dort geht’s dem Inn entlang bis Samedan. Hier folgt der lange Aufstieg zur Alp Muntatsch, wo die nächste Verpflegung auf uns wartet. Unsere beiden Freunde von vorhin haben wir im Aufstieg überholt. Kurt wird das Rennen wohl aufgeben müssen.

Trailig geht’s weiter. Zuerst bergauf, dann flach und am Ende bergab bis Marguns. Wir sind immer noch flott unterwegs und es läuft alles bestens. Was dann in Marguns folgt ist einer der steilsten Aufstiege der ganzen Woche. Die endlose Rampe zum Lej Alv rauf ist jedesmal hart, auch heute beim SwissEpic. Ein kurzer Trail zur Corviglia runter ist die erste Belohnung.
Dort können wir uns noch einmal verpflegen, bevor das grosse Finale folgt: WM-Trail und Foppettastrail – und zwar in dieser Reihenfolge! Wir platzen fast vor Freude und fliegen regelrecht ins Ziel. Zusätzlich zum Trailfeuerwerk scheint inzwischen die Sonne. Besser geht’s nicht!

Wir sind voller Adrenalin und überholen auf der Strasse in Champfer noch eine handvoll Teams. Einen Tick später fahren wir überglücklich in St. Moritz Bad über die Ziellinie. Was war das für ein geiler Tag!!!

Wir konnten von Anfang bis Ende eine für uns zügige Pace fahren und haben einige Teams überholt. Am Ende brauchten wir für die 2. Etappe 6 h 14 min (Das schnellste Team 3 h 11 min). In der Overall-Rangliste machten wir einen Sprung von Rang 259 auf 245. Auch haben wir als Team bestens harmoniert und hatten die ersten beiden Tage viel Spass zusammen. Es fühlt sich für uns an, als wären wir nun definitiv im Rennen angekommen.

Das Aprés-Bike ist erneut sehr gemütlich. Heute gibt’s asiatische Nudeln mit Poulet, Kaffee und Gelati – auch wieder à discretion.

Hätte ich gewusst, dass wir bereits um viertel vor drei im Ziel sind, hätte ich meine Massage nicht erst auf sieben Uhr gebucht. Da waren wir mit unserer Planung etwas zu pessimistisch. Aber besser so als umgekehrt.

Die Massage ist erneut wohltuend und das Essen wieder gut. Schon bald fallen wir ins Land der epischen Biketräume und sind gespannt, wie es Morgen laufen wird. Denn die 3. Etappe ist zu gleich die Königsetappe. Es geht rüber in die Lenzerheide und es könnte hart werden. Wir fühlen uns aber weiterhin sehr gut und sind optimistisch, dass wir auch diese Prüfung bestehen werden!

Wie es bei den Etappen 3 bis 5 gelaufen ist, erfährt ihr im dritten Teil meiner SwissEpic Berichte.

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Einige der Fotos im Bericht wurden von der Firma Sportograf gemacht.

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