Es ist soweit, die erste „richtige“ Tour unserer USA Reise steht bevor. Die Premiere werden wir auf den Telegraphtrails in Durango feiern. Wenn die Bikes auf diesen Trails mal gefahren sind, wollen sie immer wieder dort hin und betteln richtiggehend danach – so besagt es die Legende.
Das tönt vielversprechend und ich bin äusserst gespannt, was uns da erwarten wird. Nachdem Luki vor dem Hotel von uns das Gruppenbild (alle noch sauber, noch ohne Schrammen, noch mit vollständigen Kraftreserven und intakten Bikes) geschossen hat, fahren wir ein kurzes Stück auf dem Radweg dem Animas River entlang.
Schnell erreichen wir den Traileinstieg, wo uns Luki letzte Infos gibt. Die Telegraphtrails sind ein Trailsystem und bestehen aus vielen Schleifen, die man nach Belieben kombinieren kann.
Vor dem Start werden die Gruppen aufgeteilt. Ich wage es mit der Gruppe A mit zu fahren. Mal sehen, wie gut ich mithalten kann.
Zu Beginn geht es knackig aufwärts. Dann erreichen wir ein schönes Plateau und surfen über die smoothigen Trails. Glücklicherweise konnte es über Nacht abtrocknen. Der gestrige Niederschlag ist kein Thema mehr, die Trails sind in einem top Zustand.
Was für eine traumhafte Gegend. Vorhin noch im belebten Durango und nun irgendwo im Nirgendwo. Peter freut sich genauso…
…wie ich es tue. Alle geniessen diese wundervolle Szenerie.
Die Trails sind sehr abwechslungsreich. Mal rauf, mal runter, links, rechts, ständige Richtungswechsel… Trotz vielem Flow fordert gerade diese Verspieltheit stete Konzentration.
Nach einer guten Stunde haben wir die erste Schlaufe geschafft. Schon gut ins Schnaufen gekommen sind wir alle begeistert ab der Schönheit dieser Gegend und der Trails. Doch Luki meint, dass wir auf der folgenden, längeren Schleife, noch tiefer ins Hinterland eintauchen werden und die Landschaft noch einzigartiger wird.
Wie die folgenden Bilder zeigen, sollte er Recht behalten!
Der Trail behält seine Verspieltheit und das ständige auf und ab fordert mich. Die Pace ist für meine Verhältnisse schon gut hoch, doch ich kann immer noch mithalten.
Die Gegend ist wunderschön und die Trails äusserst gepflegt angelegt. Zwischendurch liegt auch bei Luki eine kurze Pause drin, um die Eindrücke aufzusaugen.
Die finale Abfahrt nach Durango ist ein wahres Bikefeuerwerk. Der Trail bietet viele Sprünge und schwungvolle Kurven. Geflasht und dauergrinsend kommen wir unten wieder in der Stadt an.
Was war für ein toller Auftakt. Und der Tag ist noch nicht vorbei. Erst aber mal Mittagessen im sympathisch wirkendem Durango.
Gegen halb zwei treffen wir uns alle beim Bikeshop Mountainbike Specialists. Dort treffen wir Ned Overend. Ned war der allererste Mountainbike-Weltmeister. Er gewann 1990 die erste Bike-WM, die unter der Flagge des UCI stattfand. Diese WM fand ebenfalls in Durango statt. War damals also ein Heimsieg für ihn.
Als wir den Shop betreten, haben wir das Gefühl in einem Museum zu sein. Man weiss erst gar nicht, wo man hinschauen soll. Hier sind viele Bikes aus den 90ern ausgestellt. Mit diesen Gefährten wurden damals Wettkämpfe gefahren. Was für ein Unterschied zu den heutigen Bikes!
Ned erzählt uns zuerst ein paar Geschichten und Anekdoten aus vergangenen Zeiten. Danach ist Autogrammstunde angesagt.
Auch ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen, mein hier soeben gekauftes Bikeshirt auch gleich noch vom Weltmeister signieren zu lassen.
Das Foto mit den beiden WM-Teilnehmern 1990 darf natürlich auch nicht fehlen. Ja, auch Luki war damals am Start – in der Juniorenkategorie war er für die Schweiz auf der Jagd nach Ruhm und Ehre.
Abschliessend noch das Gruppenfoto mit der offiziellen Flagge der damaligen WM. Diese sei am Flughafen Denver platziert gewesen, schwärmt mir Luki mit glänzenden Augen vor.
Nach dem eindrücklichen Besuch im Bikeshop treffen wir uns alle draussen. Jetzt geht es gemeinsam mit Ned in seinen Bikepark – und zwar in den Overend-Mountainpark.
Auch hier gibt es diverse Schlaufen, die man zu einer Tour zusammenbasteln kann. Und auch hier ist der Trail sehr verspielt und abwechslungsreich.
Das gefällt auch einem der vier Uelis, die bei uns mitbiken.
Wir machen immer mal wieder kurze Pausen und lauschen den Infos von Ned zu „seinem“ Bikepark. Der Mann ist 69 Jahre alt und topfit!
Obwohl wir nicht weit oberhalb von Durango sind, ist die Aussicht auch hier bemerkenswert.
Der Trail ist sehr flowig. Macht Spass hier!
Wieder beim Trailhead angekommen, verabschiedet sich Ned von uns.
Wir gehen derweil die örtliche Gelateria aufsuchen und stellen fest, dass auch die Amis wissen, wie man ein gutes Glace macht. Das Abendessen nehme ich mit meinem Zimmerkameraden Kurt beim Mexikaner in unmittelbarer Nähe zum Hotel ein.
Was für ein Tag, was für Trails, was für eine Landschaft und das Wetter hat auch gepasst. Ein besseres Drehbuch für den Beginn unserer Bikereise hätte nicht geschrieben werden können. Das war ein durch und durch gelungener Auftakt – so kann es gerne weiter gehen!