Der erste Morgen in Crested Butte. Unsere Unterkunft bietet leider kein Frühstück an. Deshalb greifen wir selber zu den Pfannen. Während sich Kurt beim Coffeshop gleich unten neben dem Hotel um den Koffeinhaushalt kümmert, bereite ich für uns beide ein Rührei mit Toast zu. Auch nach gut einer Woche harmonieren wir beide weiterhin bestens.
Gestärkt macht sich die Blüemligruppe bereit für den heutigen Tag. Die Sonne scheint und obwohl wir uns auf 2’800 m über Meer befinden, ist es schon angenehm warm.
Das Programm heute sieht folgendermassen aus: Am Vormittag werden wir uns auf den Trails beim Crested Butte Bikepark austoben und am Nachmittag geht’s auf die legendären Lupinentrails.
Zu Beginn fahren wir den Upper Westsidetrail bergauf, der uns schon gut zum schnaufen bringt. Es gibt hier explizit gekennzeichnete Uphilltrails – dieser hier ist einer davon.
Der erste erreichte markante Punkt ist die Bergstation des RedLady Expresslifts. Die dortige Tafel überschlägt uns dann beinahe. Hier hat man eine unendliche Auswahl an Trails – der Wahnsinn. Da wir nur zwei Tage hier sind, wird es unmöglich sein, alles zu befahren.
Rebecca, die uns heute guidet, führt uns zuerst auf den Frequencytrail um etwas weiter unten auf den Lugetrail einzubiegen.
Luki fährt mit der Gruppe A die Königsetappe der ganzen drei Wochen. Tief ins Hinterland werden unsere schnellen Freunde eintauchen und eine Tour von 75 km und 2’000 hm machen. Das tönt natürlich auch reizvoll, wäre für mich aber zu viel des Guten. Toll daher, dass es die Möglichkeit gibt, sich den Tag etwas gemächlicher – aber nicht minder spannend – zu gestalten.
Die beiden Trails sind klasse und wir haben mächtig Spass. Der Flow dominiert und wir können es so richtig laufen lassen!
Was für eine bezaubernde Gegend, was für tolle Bedingungen – besser geht’s kaum!
Nach dieser ersten Abfahrt radeln wir ein Stück auf Strasse bergauf. Schöne Häuser haben sie hier in Crested Butte.
Der nächste Trail ist der Meander. Es wird etwas wurzliger, was mir wie immer besonders gut gefällt.
Auch Jörg mit seinem vor ein paar Tagen in Durango gekauftem Bike geniesst die genialen Trails. Sein neues Lieblingsspielzeug macht ihm mächtig Laune!
Auch dieser Trail ist klasse. Man kann wohl davon ausgehen, dass sie das alles sind hier.
Ein weiteres Stück auf Strasse bergauf kommen wir wieder zur Bergstation des Lifts und zweigen auf den Avery, den Hotdogger und abschliessend auf den Down Time-Trail ein. Das Netz hier ist riesig und man kann die verschiedenen Trails schier endlos miteinander kombinieren.
Der letzte Trail spuckt uns bei der Talstation aus. Unser Hotel befindet sich gleich neben an. So halten wir an der warmen Sonne unsere Mittagspause.
Nach dem Break schwingen wir uns wieder auf die Bikes und machen uns auf den Weg zu den Lupinentrails. Diese sind bekannt für ihre geschwungenen Linien, flowige Bauweise und spektakulären Ausblicke auf die umliegenden Berge und Wildblumenfelder.
Der ganze Spass beginnt mit dem Trail „Lupine 1“. Hermann geniesst eine der vielen Kurven und die tolle Aussicht.
Den „Lupine 2“ lassen wir aus und folgen der Schotterstrasse bergwärts.
Dann biegen wir in den Gunnsight Connecter ein.
Ein Flowtraum erster Güte durch einen wunderschönen, lichtdurchfluteten Wald. Wir wähnen uns in einer anderen Welt.
In der Talsohle angekommen wechseln wir die Seite. Ein kurzes Stück auf Strasse und wir zweigen auf den Upper Lower Trail ein.
Auch hier verlieren wir kaum Höhe und können die meiste Zeit rollen lassen.
In den Waldpassagen gibt es regelmässig kurze Gegenanstiege, die man in den Waden und Oberschenkeln schon gut spürt.
Aber hey, wer will sich bei diesem Panorama schon beklagen. Schon fast unwirklich schön!
Der Trail zieht sich gefühlt unendlich oberhalb der Talsohle – ein Traum!
Der Trail spuckt uns oberhalb Crested Butte aus. Wir radeln direkt ins Städtchen rein und erfreuen uns erneut an den schmucken farbigen Häusern.
Crested Butte – ein richtiger Wohlfühlort.
All diesen fantastischen Trails gebührt ein entsprechendes Aprés-Bike. Eine kleine Gelateria ist der richtige Rahmen dafür.
Glace machen können sie also auch, die Amis. Geschmacklich unglaublich gut.
So muss eine Biketour aufhören.
Vor dem Abendessen besuchen wir die alte «Hall of Fame» und treffen dabei Don, den Gründer und Biker der allerersten Stunde. Seine Geschichten zur Bike-History sind enorm spannend. Kaum einer weiss mehr darüber zu erzählen als er.
Besonders spannend sind seine Erzählungen zur legendären Biketour von Crested Butte über den Pearlpass nach Aspen. Diese wird von vielen als Geburtsstunde des modernen Mountainbikesports angesehen und gilt als eine der ersten organisierten Mountainbike-Touren der Geschichte. Er war selber mit dabei auf dieser Tour.
Einige Mountainbike-Pioniere aus Crested Butte fühlten sich von der Snob-Attitüde Aspens provoziert. Nachdem einige von ihnen im Jahr zuvor in Aspen beim Besuch eines Jeep-Events nicht besonders freundlich empfangen wurden, beschlossen sie:
„Dann fahren wir halt mit dem Fahrrad über den Pass!“
Das war nicht einfach eine verrückte Idee, sondern ein bewusstes „Wir zeigen’s euch!“.
Die Strecke ist etwa 65 km lang mit über 1’200 Höhenmetern bergauf – auf einer sehr groben, teils blockigen Hochgebirgspiste, die eher für Jeeps gedacht war.
Die Pioniere mussten damals viele Abschnitte schieben oder tragen, ihre Bikes waren massiv schwer, ohne Gangschaltung und mit Rücktrittbremse.
Diesen äusserst erlebnisreiche Tag lassen wir mit einem sehr leckeren Burger ausklingen.
Müde wird man automatisch bei solch einem Programm. Deshalb ist schon bald Schicht im Schacht und wir läuten die Nachtruhe ein.
Was war das für ein Tag. Diese tollen flowigen Trails heute zauberten allen eine freudiges Grinsen aufs Gesicht. Am Abend noch ein bisschen Bikehistorie und ein leckeres Essen. Ein erneut rundum gelungener Biketag.