Bikespirit Colorado/Utah 2024 – Tag 15: Kokopellitrail, 2. Etappe

Nach einer erholsamen Nacht starten wir in den Tag. Die Temperaturen in der Nacht waren spürbar höher als noch auf dem Colorado Trail – die trockene Wärme des Canyoncountrys macht sich bemerkbar. Vor dem Frühstück geniessen wir einen unglaublich schönen Sonnenaufgang.

Zum z’Morge gibt es Rührei-Bagels in Hülle und Fülle – genau das Richtige für einen langen Tag im Sattel.

Dann präparieren wir unsere Sandwiches, packen die Zelte zusammen und richten uns für die Tour. Die Abläufe laufen inzwischen automatisch.

Wir verlassen diesen epischen Campground und rollen los auf dem Overlook Trail. Der Trail macht seinem Namen alle Ehre: Flowig zieht er sich über sandige Kämme und durch flache Senken, der Grip ist perfekt, das Panorama fantastisch.

Ohne spürbaren Übergang geht es weiter in den Arch Loop – ein weiteres Trail-Highlight, das uns mit verspieltem Terrain, kleinen Anstiegen und spaßigen Kurven begeistert. Die ersten 14 Kilometer bestehen ausschließlich aus Singletrail – ein Traum für uns alle.

Nach dieser Traileinheit erreichen wir wieder die Straße. Trotz der Euphorie vom Start merke ich, dass mir heute die Energie fehlt. Die Beine sind schwer, der Kopf müde. Ich entscheide mich, mit einer kleinen Gruppe auf der Straße weiterzufahren.
Hermann, Kurt und Brian passen ihr Tempo meinem an – ein schönes Zeichen von Kameradschaft.

Nach 37 Kilometern erreichen wir einen schattigen Rastplatz direkt am Colorado River. Ich bin erschöpft. Der bislang härteste Tag dieser Reise – für mich persönlich. Zum Glück können wir uns hier verpflegen, Wasser auffüllen und ein wenig durchatmen.

Frisch gestärkt setzen wir die Tour auf der Fish Ford Road fort. Die Landschaft wirkt hier fast surreal in ihrer kargen Schönheit: flache, weite Ebenen, unterbrochen von Felsrücken und Sandflächen.

Die Schotterstraße verwandelt sich bald in einen Trail, der uns nicht nur fahrtechnisch, sondern auch konditionell fordert. Ein kurzer Schiebepart ist nötig, doch der Ausblick auf den Colorado River entschädigt für alles – rau, weit und eindrucksvoll.

Bei Kilometer 55 treffen wir auf den Dinosaur Diamond Prehistoric Highway – ein Abschnitt des Highways 128. Der ungewöhnliche Name verweist auf eine rund 500 Kilometer lange Schleife durch Utah und Colorado, entlang derer zahlreiche Fossilienfunde gemacht wurden. Dinosaurierknochen, Fährten und versteinerte Überreste sind hier keine Seltenheit – ein Paradies für Paläontologen.

Wir folgen dem Highway etwa acht Kilometer, bevor wir uns eine wohlverdiente Abkühlung gönnen: ein Bad im Colorado River. Das kalte Wasser belebt Körper und Geist – ein unvergesslicher Moment inmitten dieser wilden Landschaft. Unser Guide Lukas Stöckli entpuppt sich dabei als echtes Gföörli – er wagt sich nur zögerlich ins Wasser, während wir anderen bereits genüsslich schwimmen. Ein amüsanter Kontrast zu seiner sonst so souveränen Art auf dem Bike.

Der finale Aufstieg zum Camp verläuft über die Shura Road – ein staubiger, steiler Jeep-Track, der sich in Serpentinen den Hang hinaufzieht. Nach dem erfrischenden Bad fordert uns dieser Abschnitt noch einmal richtig heraus. Glücklicherweise komme ich diese 200 Höhenmeter aber ganz gut rauf. Hätte ich nicht zwingend erwartet nach dem bisherigen Tagesverlauf.

Oben angekommen werden wir mehr als belohnt: Auf einem abgelegenen Hochplateau, umgeben von mächtigen Sandsteinfelsen, schlagen wir unser Camp auf. Die Anstrengung ist vergessen, die Szenerie überwältigend.

Am Abend serviert die Crew von Rim Tours erneut ein hervorragendes Essen. Lasagne steht auf dem Menü – dampfend, würzig, sättigend. Es ist kaum zu glauben, was in dieser improvisierten Feldküche alles möglich ist. Wir sind weiterhin bestens umsorgt.

Der Tag klingt am Lagerfeuer aus. Die Stimmung ist entspannt, die Gespräche lebendig. In der milden Nachtluft lassen wir diesen fordernden, aber unvergesslichen Tag Revue passieren.

Was für ein Tag – wohl der härteste der bisherigen Reise. Und doch: Es war großartig.

Distanz: 68 km / Fahrzeit: 4 h 21 min / 750 hm

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