Im November hatte ich noch eine Woche Ferien und die ersten drei Tage Zeit, biken zu gehen. Im Vorfeld beschäftigte ich mich mit zwei Möglichkeiten. Zum einten wäre da ein Besuch im Berner Oberland mit Pesche alias Ventoux geplant gewesen. Da die Tage zuvor Schnee bis in die tiefen Lagen angesagt war, musste ich dies leider absagen. Danach liebäugelte ich mit einer mehrtägigen Tour von der Haustüre weg nach Bern. Dort hätte ich mich dann mit Lukas getroffen, um als Abschluss den Gurtentrail zu fahren. Doch es war nicht nur Schnee angesagt, sondern auch sehr kalte Temperaturen und so gut wie kein Sonnenschein.
Deshalb entschied ich mich am Samstag Abend für das Tessin. Dort sahen die Wetterprognosen sehr gut aus und Schnee sollte es laut Webcams auch keinen haben. So stieg ich am Sonntag Nachmittag in Luzern in den Zug und kam am Abend in Lugano an. Für einmal wählte ich die Jugendherberge in Savosa als Unterkunft aus. Da so gut wie kein Betrieb war, hatte ich ein Dreierzimmer für mich alleine. Auch das Frühstück wurde nicht mehr in der Jugi serviert, sondern im Restaurant Cappello Due Mani, welches mit dem Bike von der Jugendherberge in zwei Minuten erreicht war.
Als erste Tour wählte ich eine Runde auf den Monte Lema aus. Schon eine gefühlte Ewigkeit stand dieser Berg auf meiner Liste. Ergeben hatte es sich bis jetzt noch nie, nun war es endlich soweit.
Früh war ich an diesem Montagmorgen schon wach und so fuhr ich bereits nach sieben Uhr von der Jugi weg, um im oben genannten Restaurant das Frühstück einzunehmen. Dies klappte alles wunderbar. Dann ging’s los. Nachdem ich mich durch den Morgenverkehr durchgezwungen hatte, erreichte ich den Lago di Muzzano.
Kurz darauf folgt die Ortschaft Viglio. Von dort führt der erste Trail nach Agno runter. Und der wird von Bikern wohl oft befahren, wie es das untere Bild zeigt.
Dieser Trail war ein wunderbarer Einstieg in diesen Tag. Schnell war ich auch am Seeufer des Lago di Lugano und fuhr auf dem Radweg nach Magliaso. Es war zwar immer noch sehr kühl (Temperaturen so um die fünf Grad), aber die Sonne schien und der Himmel konnte blauer nicht sein.
In Magliaso begann der lange Aufstieg zum Lema. Schon bald konnte ich ihn ein erstes Mal erblicken.
Der Aufstieg war gleichmässig steil, ich kam sehr gut voran. In Novaggio (Bild unten) verliess ich die Hauptstrasse und bog auf eine schmälere Nebenstrasse ein.
Ab sofort war ich weg von der Zivilisation. Im November ist in den tessiner Bergen so gut wie nichts mehr los. Dabei ist für mich der November einer der schönsten Monate um im Ticino biken zu gehen. Bereits 2009 war ich für zwei Tage dort
Weiter fuhr ich gemütlich bergauf. Immer mal wieder kam der Gipfel zum Vorschein und jedesmal war er ein Stück näher. Real gesehen war er aber immer noch weit weg. Denn für meine Aufstiegsvariante muss ich den Gipfel rund die Hälfte umfahren und dann von der italienischen Seite rauf. Da stand also noch ein ordentliches Stück Arbeit bevor.
Bei der Alp Cima Pianca endete die Asphaltstrasse. Nach einer kurzen Pause fuhr ich weiter.
Der nächste markante Punkt war der Passo di Monte Faëta (kurz: Forcola). Dort werde ich dann im Verlaufe des Nachmittags eintreffen. Denn die geplante Abfahrt vom Lema kommt hier vorbei. Also bis später!
Meine Route führt ab sofort westlich dem Lema entlang. Der Weg wird schmäler und schon bald ein Trail
Ein paar Minuten nach der Forcola überschreite ich die Landesgrenze. Ab sofort bewege ich mich auf italienischem Boden.
Hier mache ich sogleich Bekanntschaft mit dem Laub. Es sollte mich die ganzen drei Tage regelmässig begleiten.
Und dieses Laub ist wirklich sehr eklig. Habe das in dieser Form noch nie erlebt. Sogar auf den Bächen lag es. Obwohl die Strasse oder der Trail einfach zu fahren wäre, war teilweise kein Vorwärtskommen möglich.
Es gab aber auch sehr schöne Abschnitte auf diesem Weg. Die Sicht auf den Lago Maggiore war atemberaubend!
Nach einer Pause bei der Pradecolokapelle stand der letzte Abschnitt dieser Gipfelumfahrung an. Bis zum Punkt 1’331 musste ich noch. Erst dann kommt der eigentliche Schlussaufstieg zum Monte Lema.
Der Beginn war geprägt von einem steten Auf und Ab. Die Höhenmeter wurden nur spärlich gewonnen.
Zum Glück hatte es fast kein Laub auf der Strecke…
Kurz vor dem Punkt 1’331 geht’s steil bergauf.
Dann habe ich diesen namenlosen Übergang erreicht.
Von hier an musste ich das Bike tragen bis ganz nach oben.
Mit dem Laub war es hier aber nicht mehr so wild und schon bald konnte ich den Gipfel ein erneutes Mal erkennen, diesmal aber zum greifen nah.
Weit war es dann nicht mehr. Ich passierte noch die Forcola d‘ Arasio und war ein paar Minuten nach dieser oben.
Einen Tag zuvor machten die Betreiber des Monte Lema Restaurants und der Bahn Saisonende. Somit war ich bis auf drei Wanderer der Einzige hier oben. Das Personal war derweilen mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Ich liess das Bike bei der Bahnstation stehen und lief auf den Gipfel. Die Aussicht dort oben liess sich kaum in Worten beschreiben. Die Farbe blau dominierte klar!
Tja, was will man mehr als ein paar Ferientage im November im Süden der Schweiz zu geniessen? Ich konnte mir in dem Moment nichts Schöneres vorstellen!
Nur der Wind meinte es an diesem Tag etwas zu gut und so verweilte ich nur kurz auf dem Gipfel. Deshalb brach ich nach dem Abstieg meine Weiterfahrt an. Und nun ging es natürlich all die vorher erklommenen Höhenmeter wieder runter. Dafür wählte ich den Trail aus, welcher auf dem Bergrücken südlich des Lema zur Forcola runter führt. Der Beginn ist ein herrlicher Höhenweg.
Die atemberaubende Aussicht blieb.
Nach dem Moncucco stach der Trail definitiv runter. Allzu steil wurde es aber nicht und der Trail war sehr schön zu fahren.
Im unteren Drittel kam ich dann in den Wald. Zum Glück lag aber auch das Laub nur spärlich rum.
Nur die letzten paar Höhenmeter waren zu knifflig. Sonst eine wirklich tolle Abfahrt. Bei diesem Wetter und den trockenen Verhältnissen perfekt.
Auf der Forcola wählte ich den Weg westlich um den Motto Crocce rum.
Dieser war technisch nicht besonders anspruchsvoll, war trotzdem sehr schön. Die Sonne beleuchtete den Hang und so kamen die Herbstfarben wunderbar zur Geltung.
In Astano war ich dann nach mehreren Stunden wieder in der Zivilisation, dies aber nur theoretischer Art. Denn viel los war in den Dörfern des Malcantone nicht unbedingt.
Von hier weg hätte ich mehr oder weniger direkt nach Ponte Tresa fahren können. Ich hatte aber noch den Monte Mondini auf dem Programm. Dieser Berg liegt oberhalb Ponte Tresa. Von diesem Trail liest man immer mal wieder was. So soll er nun getestet werden.
Ich fuhr bis Banco und von dort zum Weiler Federino. Da geht’s in den Wald rein und rund 200 Hm bergauf. Ich hatte kumuliert bereits 2’000 Höhenmeter auf dem Navi. Meine Beine fühlten sich aber immer noch sehr gut an.
Ich fuhr nicht ganz zum Gipfel rauf sondern bog beim Croce del Sassa rechts auf den Trail. Die einzige Frage welche mich während des Aufstiegs beschäftigte war, wie wohl die Laubverhältnisse sein werden…
Es hatte zwar ordentlich Laub auf dem Trail und für wirklichen Fahrspass eigentlich zu viel. Der Trail war aber zum Glück nicht komplett zugedeckt und bereitete mir grosse Freude.
Unfahrbare Stellen wie diese auf dem unteren Bild gabs etwa drei. Der Rest war wirklich toll und ein würdiger Abschluss einer langen und intensiven Tour.
Und mit Intensiv meine ich nicht nur die Anzahl Kilo- und Höhenmeter sondern auch die Fahrzeit. Obwohl ich in Lugano am Morgen nach acht Uhr losfuhr, kam ich erst mit Sonnenuntergang in Ponte Tresa an.
Deshalb also so schnell wie möglich zur Jugi in Savosa. Dies schaffte ich mit der allerletzten Resthelligkeit gerade noch so.
Was war das für ein Tag! Unglaubliches Wetter, welches besser nicht sein konnte. Viele tolle und allesamt trockene Trails. So müssen Ferien sein!
Distanz: 57 km / Fahrzeit: 6 h 34 min / Höhenmeter: 2’200 Hm
So stellt man sich einen Herbsttag vor. Vom allerfeinsten! Mitte November aber wohl nur im Ticino zu erleben.
Schöner Bericht! Ich muss auch wieder mal ins Tessin.
Tja, da hatte ich natürlich auch das nötige Wetterglück. Es war wirklich perfekt!
Schöner Bericht & herrliche Bilder…das Tessin fehlt mir definitiv auf der Todo-Liste..hoffe ich schaffe es auch mal in diese schöne Gegend.
Unbedingt musst Du da mal hingehen. Zwei Berichte meines Novembertrips folgen ja noch…;-)
Schöne Bilder und guter Bericht. Den Aufstieg via die italienische Seite habe ich auch schon 2007 gefahren. Standort damals:Ponte Tresa.
Das mit dem Laub ist so eine Sache, ich habe auch schon verschiedene Touren ab Domo und Umgebung gefahren, 1. sieht man nichts und 2. ist es rutschig.
Hey Beat. Danke für Deinen Kommentar. Eine hübsche Page mit sehr sehr schönen Fotos hast Du da. Werd ich mir merken!
Tja das Laub. Der November ist natürlich typisch dafür. Eine richtig tückische Sache ist das.
Superschöner Bericht und Eindrücke, danke. Ich finde solche Stimmungen super zum biken, alleine, einsame Gegenden, es wirkt alles irgendwie anders auf einen rein. Wenn das Wetter noch länger so bleibt finde ich mich plötzlich auch noch im Tessin wieder 😉
Nach 3 Wochen oder mehr schönem Wetter ist auf diesen Donnerstag + Freitag (19/20) Regen angesagt laut Meteo-News ist es keine grosse Menge 1 bis 3 mm bei rund 3/4 grad in Lugano. Am 8 Dezember war ich mit dem Ziel auf den San Lucio – Pass 1548m, Über Bogno, nach der Scuderia war aber Schluss Eis mit Schnee unmöglich zu fahren auch zu Fuss tückisch !! Wo die Sonne hinscheint ist alles grün, darum dieser Versuch zu diesem Ausflug.
Danke Pesche!
Ja wenn es weiterhin so bleibt, sind höhere Touren im Tessin schon bald wieder möglich!
Und irgendwann schaffen wir bestimmt eine gemeinsame Tour!
Huhh der Lema, den habe ich vor der Nase und bin sage und schreibe gute 20 Jahre nicht mehr gefahren (eine Schande oder??!!) Wie immer von Dir ein Super Bericht und gelungene Fotos
Na dann sofort wieder rauf! 🙂