Der letzte Tag, heute geht’s nach Hause. Das war mehr oder weniger gestern Abend schon klar. Körperlich würde ich mich noch fit genug fühlen, um ein paar zusätzliche Etappen zu fahren – vielleicht sogar bis ganz nach Hause. Aber da die Durchquerung des Juras abgeschlossen ist, fehlt mir ein bisschen die Motivation um weiter zu radeln. Man könnte aus sagen: „Der Kopf ist leer und die Luft ist draussen“. Deshalb macht es keinen Sinn, künstlich zu verlängern.
Da das Wetter auch heute ganz gut mitmachen wird, entscheide ich mich, am Vormittag einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt zu machen und am Nachmittag ein paar Kilometer auf dem Bike zu verbringen.
Ich konnte bereits gestern Abend schon einiges von der City sehen. Heute nehme ich mir noch etwas mehr Zeit und schlendere gemütlich durch die Gassen.
Genf ist sehr sehr schön. Die Stadt hat einen guten Mix zwischen historischen und modernen Elementen. Einige schöne Parks gibt es auch zu entdecken. Das gastronomische Angebot scheint schier unendlich zu sein und über all dem strahlt der See mit dem Jet d‘ Eau.
Es war längst überfallig, hier mal vorbei zu kommen. Umso schöner, dass ich dies mit einem genialen Bikecross verbinden konnte!
Ein Erlebnis ist natürlich der Steg, der zum Jet d‘ Eau hinaus führt. Man kann bis auf ein paar weinge Meter zur Düse rangehen.
Ich esse noch etwas zu Mittag und ziehe im Hotel meine Bikeklamotten an wieder. Das Ziel ist erst mal Nyon und dann schaue ich weiter.
Heute bewege ich mich auf der Veloland Route Nr.1, die Rhone Route – also keine Biketour und keine Trails.
Zuerst noch verkehrsreich bis Bellevue zweigt die Strecke ab. Dann fahre ich meistens durch kleine Dörfer, Wohnquartiere und zwischendurch wirds etwas ländlich. Die Route ist verkehrsarm gewählt, stets etwas oberhalb der Genfersee-Hauptstrasse.
Nach knapp zwei Stunden erreiche ich Nyon.
Eine hübsche Altstadt haben sie hier.
Da ich nächstens eine gute Verbindung zurück in die Heimat habe, beende ich hier die Tour mit einem Cappucino im Restaurant O‘ Les Terrasses du Lac. Sehr schöne Lage am See aber leider komme ich hier in den Genuss des schlechtesten gastronomischen Erlebnis der ganzen Tour. Ich warte ewigs, obwohl kaum Gäste hier sind. Was ich zum Dessert bestellt habe, weiss ich gar nicht mehr, da es mir wohl nicht in Erinnerung blieb. Und als ich mit Bargeld anstatt mit Karte zahlen will, verdreht die Bedienung die Augen… Einmal und nie wieder!
Qualitativ hochstehende Patisserie gibt’s dann glücklicherweise im Lady B Caffè am Bahnhof Nyon. Die Eclairs dort sind spitze und schmecken während der Zugfahrt gleich noch einmal besser.
Während ich mich den süssen Köstlichkeiten hingebe, lasse ich die vergangenen neun Tage noch einmal Revue passieren. Es ist mir kaum möglich zu realisieren, wie grossartig dieser Cross war. Ich war noch nie im Jura und bin daher umso mehr geflasht von dieser unbeschreiblich schönen Landschaft, von dieser Ruhe, von den sanften Farben aber auch von den wilden, rauen Gegenden. Es fühlte sich teilweise an, als wäre ich in einer anderen Welt.
Zudem waren auch die Unterkünfte (bis auf eine Ausnahme) alle gut bis sehr gut. Ich hatte viele tolle Begegnungen mit anderen Menschen. Auch kulinarisch kam ich voll auf meine Kosten.
Der Jura Cross 2021 ist mit eine der besten mehrtägigen Touren, die ich je gemacht habe. Am Ende verspüre ich tiefe Dankbarkeit, dass ich die Möglichkeit habe, solche Touren zu unternehmen kann und all diese Momente erleben durfte und hoffentlich noch oft darf!
Distanz: 27 km / Fahrzeit: 1 h 52 min / Höhenmeter: 270 hm